Arminius

Arminius Jugend

Arminius und die Varusschlacht

 Arminius nach der Varusschlacht

Das Ende des Arminius

Arminius Jugend

Arminius wurde nur 37 Jahre alt. Im Jahr 19n.Chr. nachdem er die Römer vertrieben und den Markomannenfürst Marbod besiegt hatte, fiel er durch eine Hinterlist seiner Verwandten. Geboren wurde er wahrscheinlich im Jahr 18 vor Christus (Tac.Ann.II 88). Über seine familiäre Herkunft weiß man nicht viel. Sein Vater hieß Sigimer und war der Fürst einer cheruskischen Sippe. Sein Onkel war der Stammesfürst Igumerus, der einen anderen cheruskischen Teilstamm befehligte. Den Namen und die Herkunft seiner Mutter, und wie viele Geschwister er hatte wissen wir nicht. Wir kennen nur einen jüngeren Bruder, den die Römer Flavus (der Blonde) nannten. Als sich Arminius im Knabenalter befand, hatte sein Stamm zum ersten Mal Kontakt mit den Römern unter Drusus. Dieses erste Zusammentreffen dieser beiden unterschiedlichen Kulturen war sicherlich auf cheruskischer Seite von großen Misstrauen und Abwehrbereitschaft gegen die neuen Kontrahenten begleitet. Ob es anfangs kriegerische Auseinadersetzungen zwischen diesen beiden Parteien gab ist durch die Quellenlage als Wahrscheinlich anzusehen, gleichfalls ist anzunehmen dass die Cherusker sich nicht widerstandslos über eine Fremdherrschaft fügten. Als es die Römer unter Drusus gewagt haben durch cheruskisches Hoheitsgebiet zur Weser zu ziehen, so war dieses sicherlich eine Machtdemonstration, die den Germanenstamm ebenso auch einschüchterte. Als heranwachsender Jüngling erlebte oder erfuhr Arminius von verschiedenen Aufständen germanischer Nachbarn gegen ihren neuen Gebieter, die jedoch meistens von den Römern niedergeworfen wurden. Für ihn waren die Römer sicherlich aufgrund ihrer Fremdartigkeit und Feindseligkeit suspekt, und vielleicht schon jetzt eine permanente Bedrohung für sich und seinen Stamm. In dieser Zeit des Heranwachsens muss sich wahrscheinlich für Arminius eine Wurzel der Abneigung zu den Römern gebildet haben.

Arminius

So sah Arminius sicherlich nicht aus

Persönlich unangenehm wurde es sicher für den Fürstensohn, als Tiberius seinen Feldzug nach der Zeitwende in Germanien begann. Die Brukterer, Attuarier und Canniefaten wurden besiegt. Was sich bei Paterculus als großzügige Geste der Römer anhört (Vell.105/1), („Die Cherusker wurden in die Obhut des römischen Volkes aufgenommen...“) bedeutete für dieses Volk sicherlich kein gleichberechtigtes Dasein neben den neuen Machthabern. Es war gewiss keine einfache Entscheidung für diesen Germanenstamm sich den Römern unterzuordnen, aber sie standen vor der Wahl zwischen dem Krieg gegen einen Übermächtig scheinenden Gegner oder der Einordnung unter eine kulturell andersartige Fremdherrschaft. Da die cheruskischen Fürsten die letztere der beiden Möglichkeiten wählten, verlangten die Römer gewisse Zugeständnisse dieses Germanenstammes. Einer dieser Kompromisse war, dass die Oberschicht der Cherusker Teile ihres Nachwuchses in römische Ausbildung schickte, damit sie die römische Lebensart leben lernen und später als Führer ihres Volkes diese auf ihre Untergebenen übertragen konnten. Gleichzeitig bedeutete dieses Vorgehen eine Art der Geiselhaltung der germanischen Thronfolger, denn durch diese Faustpfänder war es den Römern auch möglich die Cherusker politisch in ihrer Heimat unter Druck zu setzten.

Der Name Arminius

Die Familie des Arminius

Das Alter des Arminius bei seiner Verbringung nach Rom

Die Heimkehr des Arminius

 

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Vermutlich im Jahr 4 mussten Arminius und sein Bruder Flavius, in römische Militärdienste treten, und bewährten sich auf verschiedenen Schlachtfeldern. Von Arminius nimmt man an, dass er im Pannonischen Krieg eine Auxillaeinheit anführte, denn er bekleidete den Rang eines Ritters und hatte die römischen Bürgerrechte. Wenn Arminius auch beständig auf der Seite der Römer gekämpft hat, so war ihm sicherlich bewusst, dass er trotz allen Erfolgen im Kampf bei vielen Römern immer noch als ungebildeter Barbar galt, und gleichzeitig erkannte er sicherlich auch sein Dasein als germanische Geisel zur Verfügung der römischen Interessen. Auch mag ihm schon zu dieser Zeit die gesamte römische Lebensweise zuwider gewesen sein, denn sonst wäre er später nicht ein so erbitterter Gegner dieser Lebensart geworden.

Etwa zur gleichen Zeit als Varus als Statthalter in Germanien eingesetzt wurde kehrte Arminius in seine Heimat zurück. Es war um das Jahr 7 und Arminius war gerade erst 25 Jahre alt. Man kann darüber spekulieren welchen Einfluss Arminius zum Zeitpunkt seiner Wiederkehr bei den Cheruskern hatte, aber es ist sicher dass seine Anhängerschaft bei weitem nicht aus allen Unterstämmen dieser Volksgemeinschaft bestand (Vell.118/4, Tac.Ann I 57, Tac.Ann I 60, Flor.Ep.33). Während sich andere Cheruskerfürsten mit den Römern arrangiert haben und eine offene Auflehnung gegen die Römer ablehnten, mag Arminius bei einem Teil der Germanen die tiefe Unzufriedenheit über die römische Vorherrschaft erkannt und verstärkt haben.

Arminius und die Varusschlacht

Vielfach wurde Arminius kalkuliertes machtpolitisches Interesse nachgesagt, aber nach Aussage von Tacitus besaß er eine angeborene Leidenschaft die sich mit Sicherheit in seiner ehrlichen Abneigung gegenüber den römischen Kultur und Lebensweise widerspiegelte. Arminius war demnach ein junger, ehrgeiziger und stolzer Idealist, der die traditionellen germanischen Werte nicht gegen die neue und andersartige Lebensart der Römer eintauschen wollte. Die Römer würden, und das erkannte Arminius, sobald der pannonische Krieg zu Gunsten Roms entschieden ist, neue Kraft schöpfen um anschließend ihren Einflussbereich über das Territorium der Cherusker hinaus bis zur Elbe hin auszudehnen. Damit war die kulturelle Identität seines Stammes auf äußerste gefährdet. Um dieser Entwicklung entgegen zu wirken, musste der junge Cheruskerfürst schnell handeln und ein Heer gleich denkender Mitstreiter hinter sich scharen.

Bei dieser Rekrutierung seines Heeres hatte er sicherlich eine bemerkenswerte Überzeugungskraft die bei vielen kampfbereiten aber untätigen Kriegern auf fruchtbaren Boden fiel. Dabei war es gleichermaßen wichtig die Römer in Sicherheit zu wiegen und zugleich verdeckt vor den Besatzern seinen Aufstandsplan zu schmieden. Im Falle seiner Streitmacht muss man von der Gegebenheit ausgehen, dass sich das Heer von Arminius zum überwiegenden Teil aus den Völkerschaften rekrutierte, die in der Vergangenheit von den Römern bekämpft wurden und deren Territorien am stärksten durch die römische Anwesenheit gefährdet waren. Standen die germanischen Stämme vor und nach der Varusschlacht oftmals in feindlicher Gegnerschaft, so einte sie nun der übermächtige Gegner Rom. In diesem besonderen Falle ist es wahrscheinlich, dass der cheruskische Gau dem Arminius entsprang und welches sein Herrschaftsterritorium war, sein einstmaliges Gebiet in direkter Nachbarschaft zu diesen Stämmen hatte. Dabei handelte es sich offensichtlich um die Stämme der Marser, Brukterer und die Restverbände der Sugambrer, Usipeter und Tenkterer, die durch die vorangegangenen Kämpfe mit den Römern geschwächt waren und keine andere Wahl hatten wenn sie an ein weiteres autonomes Überleben ihres Stammes interessiert waren. Diese Truppen sollten, in Verbindung mit seinen Anhängern aus seiner cheruskischen Sippe, das Heer gebildet haben mit dem Arminius die Römer herausfordern wollte.

Arminius wurde uns von den antiken Berichterstattern als geistig beweglicher als andere beschrieben und er sei in den Besitz eines scharfen Verstandes. Diesen hat er sicherlich auch genutzt als er seinen Aufstandsplan ausarbeitete. Da er wusste, dass er mit seinen germanischen Bauernkriegern keine Aussicht hatte gegen die römischen Legionäre in offener Feldschlacht zu bestehen, gab es für ihn keine andere Wahl als sich mit einer List gegen die Römer zur Wehr zu setzten. Ein Bestandteil dieser Täuschung war es sich das Vertrauen des Varus zu verschaffen und ihn dazu veranlassen, mit seinem Heer in eine Gegend zu ziehen in der die Römer überwältigt werden können. Demzufolge spielte er eine Doppelrolle. Einerseits musste Arminius die Germanen in ihrer Abneigung und Widerstandswillen gegen ihre Besatzer bestärken und andererseits Varus umschmeicheln, damit der auf seine Vorschläge und Anregungen eingeht.

Da er wahrscheinlich einer der wenigen Germanen in der Umgebung des Varus war, der die lateinische Sprache in Grundzügen beherrschte, bot es sich für den römischen Statthalter an, Arminius als Mittelsmann und Übersetzer zwischen ihm und den einheimischen Einwohnern zu benutzen. Diesen Einfluss den er dabei gewann, muss er zur Abschottung vor den Germanen die seinen Aufstandsplan verraten könnten benutzt haben. Denn einen Aufstand in dieser Dimension zu organisieren und gleichzeitig dieses Aufbegehren vor den Römern geheim zu halten, war sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben für Arminius. Von den Germanenfürsten die vor der Wahl zwischen dem „für“ oder „gegen“ Arminius standen, und sich daraufhin für die Römer entschieden haben, gab es möglicherweise auch einige die diesen Aufstandsplan an Varus verraten könnten. Segestes hatte ja auch schließlich noch versucht Varus zu warnen, worauf dieser bekanntermaßen durch den Einfluss den Arminius bei den Römern hatte, nicht eingegangen ist.

 

Arminius nach der Varusschlacht

Es gibt für die Zeit unmittelbar nach der Varusschlacht nur wenige Aufzeichnungen die uns ein Bild der weiteren Ereignisse in Germanien geben können. So sehr diese Vernichtung der drei Legionen bei den Römern einen Schock verursachte, so wird auch dieses Ereignis bei den Germanen mit gemischten Gefühlen aufgefasst worden sein. Bei den Arminiusanhängern und darüber hinaus, verursachte diese römische Niederlage sicherlich eine große Euphorie. Aber Arminius erkannte dass er nicht in der Lage ist den Römern über den Rhein nachzusetzen, denn er hatte vermutlich nicht genügend militärisches Potenzial um ein solches Expansionsunternehmen erfolgreich auszuführen. Die Geste, den Kopf des Varus an Marbod zu übersenden, mag als eine Aufforderung an diesen gegolten haben, sich an den Aufstand gegen die Römer zu beteiligen.

Aber auch in der näheren Umgebung des Arminius mag es großes Missfallen erregt haben, dass es Arminius wagte sich gegen das mächtige Rom aufzulehnen. Hier mag Furcht vor römischen Vergeltungsschlägen und teils ehrlicher Sympathie zu der römischen Lebensweise eine Rolle gespielt haben. Zwei Indizien lassen an größere interne Auseinandersetzungen der Germanen untereinander nach der Varusschlacht glauben. Zum einen erzählt uns Tacitus über den Ampsivarierfürsten Boiocalus, der im Jahre 59 nach Christus den zu dieser Zeit regierenden römischen Statthalter Avitus um neues Siedlungsland bittet, und dabei berichtet wie er nach der Varusniederlage aufgrund seiner Treue zu den Römern,von Arminius in Ketten gelegt wurde (Tac.Ann XIII 55). Auch Segestes erzählt uns durch Tacitus davon, wie er Arminius nach seinem Sieg gegen die Römer in Ketten legen ließ, und gleichfalls die Ketten des Arminius erdulden musste (Tac.Ann I 58). Diese Beispiele zeigen uns eindeutig die Uneinigkeit zwischen den Germanen, und die Bestrebungen von Arminius seinen Machtbereich innerhalb der Germanenstämme auszudehnen um so eine größere Anhängerschaft für den Kampf gegen Rom hinter sich zu scharen.

Für Segestes spielte neben seiner Treue zu den Römern auch ein anderer Grund für seine Ablehnung gegen Arminius eine Rolle. Seine Tochter Thusnelda, die einem anderen versprochen war, ehelichte Arminius gegen seinen Willen. Bei Tacitus spricht Segestes vom Räuber seiner Tochter als er Arminius meinte. Allein diese Tatsache scheint schon Grund genug zur Feindschaft zwischen Segestes und Arminius.

Wie dem auch sei, die Zeit zwischen dem Varusdesaster und den Germanicusfeldzügen scheint in erster Linie von Disharmonie zwischen den Germanenstämmen, die ein vereintes Vorgehen gegen die Römer jenseits des Rheines verhinderte, geprägt zu sein. Ein gemeinsameres Handeln gegen die Römer erkennt man erst als Germanicus seine Feldzüge über den Rhein in germanische Gebiete wagte. Die Tatsache dass der römische Feldherr die Chatten attackiert und anschließend die hochschwangere Thusnelda in römisches Hoheitsgebiet verschleppt hatte, scheinen entscheidende Gründe für viele Cheruskerkrieger zu sein sich auf die Seite von Arminius zu schlagen. Denn erst jetzt, im Angesicht der erneuten römischen Okkupationsbemühungen, bildete sich eine einheitliche germanische Widerstandsfront. Dieses Mal beteiligte sich scheinbar der überwiegende Teil der Cherusker und die benachbarten Stämme (Tacitus spricht von angrenzenden Völkerschaften) der Chatten, der Marser, der Brukterer und der Sugambrer an den Kampf gegen Rom.

Aber auch jetzt war Arminius nicht der Oberbefehlshaber der germanischen Koalition, dem sich alle Stammesführer bedingungslos unterordneten. Allein das eigenständige Vorgehen des Igumerus gegen das Heer des Caecina, wider den Rat des Arminius, zeigt dass sich Arminius bei bestimmten Gegebenheiten gleichfalls einer anderen Meinung unterordnen musste (Tac.Ann I 68). Mag es auch Kompetenzstreitigkeiten innerhalb der germanischen antirömischen Koalition gegeben haben, so scheinen sie trotzdem im Kampf gegen das Heer des Germanicus gemeinschaftlich gehandelt zu haben. Das änderte sich als auf Anweisung des Tiberius der Krieg gegen die Germanen jenseits des Niederrheins einstellt wurde. Der Plan den der Caesar nun verfolgte begann aufzugehen, denn Tiberius wollte nun die Germanen ihrer eigenen Uneinigkeit überlassen. Es scheinen sich nun offene Brüche zwischen den Germanenstämmen abzuzeichnen. Während dieses Zeitraumes erlag Arminius vielleicht dem Großmachtdenken an dem schon andere Anführer vor und nach ihm zugrunde gegangen sind.

Mit seinem Oheim Igumerus bekam Arminius eine offene Auseinandersetzung, weil der sich nicht ihm, einem Sohn seines Bruders, unterordnen wollte. Igumerus schlug sich mit seiner Heerschar auf die Seite des Markomannenkönigs Maroboduus. Von Marbod fielen die suebischen Stämme, die Langobarden und Semnonen ab und wechselten in das Lager von Arminius über. Während dieser Konstellation standen sich jetzt zwei germanische Heere gegenüber, die bereit waren um die Vorherrschaft in Germanien zu kämpfen. Im Verlauf dieser Konfrontation ging das Heer der Arminius als Sieger hervor und Marbod zog sich mit seinem Heer, von dem viele Überläufer zu Arminius wechselten, wieder in sein Kernland in das Gebiet der Markomannen zurück (Tac.Ann II 45).

 

Das Ende des Arminius

Die historische Überlieferung über das Ende des Arminius ist widersprüchlich interpretierbar. Tacitus schreibt von einer bewaffneten Auseinandersetzung zwischen den Germanen, bei der Arminius mit wechselndem Glück kämpfte und durch die Hinterlist seiner Verwandten fiel. Vielleicht starb er auch durch einen Giftanschlag, denn der Chattenfürst Adgandestrius versprach den Römern den Tod des Arminius, wenn ihm zur Durchführung des Mordes Gift geschickt würde (Tac.Ann II 88). Wie dem auch sei, durch den Tod des Arminius, der letztendlich durch die innere Zerrissenheit unter den germanischen Völkern verursacht wurde, hatten die Germanen zu diesem Zeitpunkt die Gelegenheit vertan, gemeinsam gegen Rom aufzubegehren und einen mächtigen Gegenpol zu dieser antiken Großmacht zu bilden.

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