Kampftaktik und Bewaffnung der Germanen unter Arminius

Wie konnte es den Germanen unter Arminius gelingen erfolgreich gegen die hochgerüsteten und kampftaktisch erfahrenen Römer zu bestehen, wo doch bei vorhergehenden Kämpfen die einheimischen Stämme fast ausnahmslos Niederlagen gegen die römischen Legionäre erlitten haben? Da sich die Bewaffnung der germanischen Krieger bis zur Varusschlacht, als ihnen massenhaft hochwertige römische Ausrüstungsgegenstände als Beutegut in die Hände fielen, nicht wesentlich geändert hat, kann es nur einen Grund geben. Arminius hat während der Varusschlacht eine Taktik angewandt, die sich von der vorherigen Kampfweise ausschlaggebend unterschieden hat.

 

Bewaffnung der Germanen

Nach den Angaben des römischen Geschichtsschreibers Tacitus, die durch die Archäologie im Grunde bestätigt wurden, bestand die Ausrüstung eines germanischen Kriegers in erster Linie aus langen Speeren, Framen genannt, die für den Fern- und Nahkampf genutzt wurden (Tac.Germ.6, Tac.Ann.II.14). Sie wurden entweder vorne mit einer schmalen und kurzen Eisenspitze versehen oder deren Holz wurde an der Spitze durch Feuer gehärtet. Die Germanen benutzten demnach auch Wurfspeere, die sie auf eine beträchtliche Entfernung schleudern konnten. Ihre Schilde waren rund oder Oval und wurden aus schmalen Brettern oder Weidengeflecht zusammengefügt. Nur wenige Germanen verfügten über Pferde sowie Schwertern, Helmen und  Körperrüstungen. Pfeil und Bogen wurden von den Germanen wenn überhaupt, dann nur zur Jagd benutzt. Diese Tatsache der im Vergleich zu den Römern minderwertigen Bewaffnung ist nicht verwunderlich, denn bei den germanischen Soldaten handelte es sich im Allgemeinen nicht um Krieger deren einzige Aufgabe es war zu kämpfen oder sich auf einen Kampf vorzubereiten. In Friedenszeiten war der potenzielle Germanenkrieger jemand der sich und seine Sippe durch Ackerbau und Viehzucht, Jagd und Fischerei am Leben erhielt. Eisen war von einer minderen Qualität und im Allgemeinen rar und kostbar, so dass ein vollständig ausgerüsteter Germanenkrieger eher die Ausnahme war. Es war nach aller Wahrscheinlichkeit auch so, dass eine Armee aus derartig ausgerüsteten und kurzfristig rekrutierten Kriegern nicht über eine angedrillte Disziplin und ausgefeiltes taktisches Verständnis verfügte, und aus diesem Grund nur in der Lage war einen massiven und unkoordinierten Frontalangriff auf ein gegnerisches Heer zu führen.

Germanische Krieger

 Bevor die Römer in Germanien erschienen, wurden vermutlich die meisten großen kriegerischen Auseinandersetzungen unter den Germanenvölkern auf die gleiche Art ausgetragen. Zwei verfeindete Heere standen sich mit gleicher oder ähnlicher Bewaffnung gegenüber und stürzten bei einem Angriff mit aller Wucht dichtgestaffelt gegeneinander los. In einem solchen Fall war die Entscheidung über einen Sieg von dem Mut und Entschlossenheit, sowie der Anzahl und der Bewaffnung der Kämpfer abhängig. Diese Kampfweise erwies sich aber gegen ein in Schlachtformation aufgestelltes römisches Heer als nicht wirkungsvoll, denn bei einem Frontalangriff auf eine Schlachtreihe vollbewaffneter Legionäre, wirkte sich die Überlegenheit der römischen Bewaffnung und Kampftaktik aus. Gerade für diesen Zweck waren die Soldaten Roms geschult und ausgerüstet.

Griff ein Heer eine in Schlachtformation stehende römische Legion an, so ließen die Legionäre die heranstürmenden feindlichen Kämpfer zuerst auf Wurfdistanz ihrer Piliums (Wurfspeere) herankommen, um diese Waffen dann in einer Salve gegen den anstürmenden Gegner zu schleudern. Die Eigenart dieser Lanzen war dass sie optimal ausbalanciert waren und ein relativ hohes Gewicht besaßen. Das machte sie zielgenauer und verlieh ihnen eine enorme Durchschlagskraft. Dazu kam der Umstand dass sich der weiche Eisenschaft vor der Spitze beim Aufprall verbog, so dass sie vom Feind nicht unmittelbar wieder als effektive Waffen genutzt werden konnte. Traf dieser Wurfspeer einen Gegner so war die Wirkung im günstigsten Fall tödlich, jedoch führte ihr Auftreffen auf einen Körper zumindest zu schweren Verletzungen. Gelang es dem anrennenden Germanenkrieger das Wurfgeschoss mit seinem Schild abzuwehren, so bohrte sich das Pilium so tief und fest in den Schild, dass er ihn nicht ohne weiteres während der Kampfhandlung herausziehen konnte. Seiner Deckung beraubt war im Folgenden dieser Kämpfer ein um ein vieles leichter zu besiegender Gegner, für die in dichter und geordneter Schlachtreihe stehenden Legionäre. Die Widersacher die diese erste römische Attacke unversehrt überstanden hatten, entwickelten eventuell zwar trotzdem noch einen beachtlichen Angriffsdruck auf die Römer, der die ersten Reihen in Unordnung bringen konnte, doch wenn dieser Angriffsschwung zum Stillstand kam und sich die Kontrahenten auf engem Raum in einem stehenden Gefecht bekämpfen mussten, dann zeigte sich erst recht der Vorteil der römischen Ausrüstung. Geschützt durch ihre Rüstungen aus sorgfältig gearbeiteten Kettengliedern oder aneinandergefügten Metallplatten, die den Rumpf des Körpers schützten, mit dem Helm der fast den ganzen Kopf inklusive den Nacken abschirmte und dem Scutum (Schild) der eng am Leib geführt wurde, bot der Legionär kaum ungeschützte Körperteile. So beschirmt nutzte er sein Schwert (Gladius) um an seinem Scutum vorbei auf seinen Gegner einzustechen. Weiterhin bestand eine römische Legion der Kaiserzeit nicht nur aus den voran beschriebenen Legionären, sondern weitere Truppengattungen unterstützten sich zusätzlich im Kampf gegen einen Feind. So bestand eine Legion außer dem normalen Legionär noch aus schnellen und beweglichen Reitereinheiten, die einen Gegner während eines Kampfes durch rasche Positionswechsel an verwundbaren Stellen attackieren konnten. Ein zusätzlicher Bestandteil der Legion war ein gewisses Kontingent von leichten Hilfstruppen, auch Auxillareinheiten genannt. Diese Truppenteile hatten eine leichtere Bewaffnung, wobei gleichzeitig auch Hilfstruppenverbände mit Pfeil und Bogen ausgerüstet waren. So konnte ein Gegner auch

Diese Kämpfe die die Germanenheere gegen die Römer auf diese Art geführt haben, endeten vor der Zeit des Arminius fast immer mit einer Niederlage für die Germanen. 

Römische Legionäre mit Marschgepäck

Indizien in den Ortsnamen

Der Drususaltar

Der Verlauf der Varusschlacht

 

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Arminius kannte diese römische Überlegenheit im Feldkampf und musste, sollte sein Aufstand erfolgreich sein, sich eine Taktik zurechtlegen mit der er gegen die Legionäre Roms bestehen konnte. Wie die Beschreibungen der Kämpfe zwischen Arminius und Germanicus in den Annalen des Tacitus erkennen lassen, vermied es der germanische Heerführer nach Möglichkeit immer, die in Schlachtformation aufgestellten römischen Legionen frontal anzugreifen. Sein Angriffziel während einer Schlacht, waren in der Regel Ergänzungseinheiten einer Legion, zum Beispiel germanische Hilfstruppen, Bogenschützen und Reitereinheiten, die er oft siegreich bekämpfen konnte. Den römischen Legionären stellte er sich nur wenn sie sich auf dem Marsch befanden, denn zu diesem Zeitpunkt war das römische Heer verwundbar. Die auseinandergezogene Marschkolonne bot den Germanen vielfältige Angriffsmöglichkeiten, da die Legionäre, jeder für sich war mit bis zu Kilogramm Marschgepäck und Bewaffnung belastet, im Falle eines Überraschungsangriffes bei weitem nicht so beweglich waren, um sich effektiv gegen einen von hinderlichem Gepäck unbelasteten Angreifer zur Wehr zu setzten. Der römische Soldat brauchte einige Momente um sich gefechtsbereit zu machen und um eine Attacke abzuwehren. Auch gab es bei einem germanischen Frontalangriff auf die Flanke einer römischen Marschkolonne in dem Augenblick nicht genügend Verteidiger um gemeinschaftlich den Angriff zurückzuschlagen. Diese Attacken wurden nach der Devise“ Hit and Go“, zuschlagen und zurückweichen, vorgetragen und fügten den Legionen empfindliche Verluste zu. Zudem wählte sich Arminius mit Bedacht die Kampfplätze aus, wo er sich den Römern entgegenstellen konnte und suchte sich Geländeprofile die er zu seinem Vorteil umwandeln konnte. Engpässe waren für solche Übergriffe geradezu ideal, weil sich hier die Legionen nicht zu einer massiven Abwehr aufstellen konnten. Und auch bei dem Ort der Varusschlacht muss man von der Tatsache ausgehen, dass der Kampf in erster Linie an einem langgezogenen Engpass ausgetragen wurde. 

 

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