Die
Germanicusoffensive ist wahrscheinlich auch der historische Bezug zu der
Errichtung des Römerstützpunktes Bentumersiel. Es gestaltet sich
äußerst schwierig dieses Lager im Landkreis Leer in eine bestimmte
Zeitperiode oder seine Rolle während der römischen Okkupationsversuche
einzuordnen. Es ist sogar fraglich ob es sich bei diesem Standort
überhaupt um ein festes Römerlager handelte, denn bisher sind von einem
rechtwinkelig abknickenden Graben abgesehen keine eindeutigen Funde
gemacht worden die auf eine solide Lagerumwehrung schließen lassen.
Dieser Umstand könnte auf oftmalige Flussbettverlagerungen der Ems im
Laufe der Jahrhunderte und dem Einbruch des Dollarts im späten
Mittelalter zurückzuführen sein. Allerdings lässt römische Importware,
darunter eindeutige Militaria die beim Abbau von Ziegelton gefunden
wurde, auf die Anwesenheit römischer Legionen an diesem Ort schließen.
In diesem Zusammenhang erhält ein 1863 zwei Kilometer südlich gefundener
Münzschatz, dessen jüngste Münze ein Denar des Augustus ist, der ab dem Jahr
2 v. Chr. geprägt wurde besondere Bedeutung, denn dadurch scheint eine
zeitliche Einordnung dieses Platzes mit den Drususexpeditionen
ausgeschlossen zu sein. Somit nährt sich der Verdacht, dass hier am
linken Ufer der Emsmündung die nach Tacitus tausend Schiffe umfassende
Flotte des Germanicus im Jahr16 nach Christus anlandete, zumal hier
ausreichend Raum für ein derartig gewaltiges Flottenmanöver zur
Verfügung stand. Auch in späteren Zeiten wurde dieser Ort vermutlich als
Umschlag- oder Handelsplatz genutzt, denn geringe Keramikfunde aus dem
2. und 3. Jahrhundert während unserer Zeitrechnung geben dieser Annahme
Nahrung.
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Google Ansicht Bentumersiel:
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