Offener Brief

 

Sehr geehrter Herr Asskamp, sehr geehrter Herr Zelle,

 

in dem Artikel: „700 Theorien zum Ort der Varusschlacht“ der in verschiedenen Zeitungen und Internetportalen veröffentlicht wurde, nehmen Sie unter anderem auch Stellung zu meiner Arbeit und würdigen diese unkommentiert als unqualifiziert herab. Ich betrachte mich, meine Arbeit, und die Forschungen vieler anderer Heimatkundler als von Ihnen grundlos abgewertet und verunglimpft.

 

Vermutlich ist Ihnen nicht bewusst, wie arrogant und überheblich diese Bemerkungen auf die vielen Historiker wirken muss, die sich ausschließlich aus einer Passion heraus mit der Vergangenheit auseinandersetzen. Ich versuche wie viele andere auch, seriös und gewissenhaft einen Teil unserer Geschichte zu erforschen und mein Ergebnis interessierten Mitbürgern nahe zu bringen. Dass ich dabei möglicherweise nicht immer den Weg beschreite, den man Ihnen während ihrer Ausbildung beigebracht hat, liegt in der Natur der Sache. Mir jedoch Unfähigkeit in der Bewertung historischer Zusammenhänge und archäologischen Ergebnissen zu unterstellen, hieße für mich als gelernten Koch zu behaupten, dass Menschen die meinen Beruf nicht mit Qualifikation abgeschlossen haben, ungeeignet dazu sind, ein schmackhaftes Mahl zuzubereiten. Ich besitze sehr wohl Fähigkeiten, mit denen ich durchaus in der Lage bin Geschichte zu erfassen und zu vermitteln. Ich kann lesen und schreiben, sowie sehen, hören und sprechen, und zudem noch denken.

 

Gerade Sie sollten wissen, dass fast alle aufsehen erregenden Entdeckungen in den vergangenen Jahrzehnten von so genannten "Hobbyhistorikern" gemacht wurden, und die hauptamtliche Archäologie nur auf diese Funde reagieren konnte. Ich möchte dazu nur einige Beispiele anführen. So hat Hobbyhistoriker Tony Clunn das Schlachtfeld von Kalkriese entdeckt. Die Himmelscheibe von Nebra hat kein Archäologe gefunden, sondern Raubgräber. Das Lager Hedemünden wurde erst archäologisch untersucht, nachdem schon einige Jahre davor, in gewissen Kreisen Gerüchte von diesem römischen Lager existierten. Holsterhausen war ein Zufallsfund, nachdem bei Baggerarbeiten Amphorenscherben mit einer Fliegerbombe verwechselt wurden. Anreppen wurde bei der Anlage einer Rübenmiete von einem Landwirt entdeckt.      

 

Ich habe den Eindruck dass Sie es während Ihrer Abgehobenheit noch nicht einmal für nötig gehalten haben, sich ernsthaft mit meiner Forschung auseinander zu setzten, sondern in diesem Artikel nur pauschale Aburteilungen von sich gegeben haben. 

 

 

Rees-Mehr den 30. Juni 2009

Albert Bömer