Flusssysteme am Niederrhein
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Die
Deutsche Issel ist ein Gewässer 2. Ordnung, und gilt als der Oberlauf
der niederländischen Oude Ijssel, die in das Vlevomeer und Ijsselmeer
mündet. Die Deutsche Fließstrecke der Issel beträgt etwa 55 Kilometer,
von einer Gesamtlänge von 255 Kilometern Länge. Von ihrer Quelle bei
Raesfeld, in den Dingdener Höhen, fließt die Issel zunächst in
südwestliche Richtung, um dann rund drei Kilometer vor Wesel, an der
Bärenschleuse, in einer scharfen Richtungsänderung nach Nordwesten
abzuknicken. Von dort an fließt die Issel, von Anfangs 4 Kilometern, bis
zu ihrer Mündung in die Gelderse Ijssel in etwa 15 Kilometern Abstand,
parallel zum Rhein. Die Issel durchquert auf deutscher Seite die
Ortschaften Ringenberg, Loikum, Werth, Isselburg und Anholt. Auf
niederländischer Seite wird sie Oude Ijssel genannt und fließt an den
Gemeinden Gendringen, Ulft, Etten, Terborg, Doetinchem, Drempt und
Doesburg vorbei, und mündet dort in die Gelderse Ijssel.
Das
Bodenprofil der gesamten Isselniederung auf deutschem Gebiet stellt sich
in der Regel als extrem flaches und ebenes Gelände dar, das nur
gelegentlich durch kleinere Erhöhungen in der Landschaft unterbrochen
wird. Das Geländeniveau bewegt sich zwischen 19 und 23 Meter über NN. In
den vergangenen Jahrhunderten unterlag diese feucht-nasse Bruchniederung
intensivster Kultivierungs- und Trockenlegungsmaßnahmen, wodurch das
Stauwasser heute durch den kanalartigen Ausbau der Issel entwässert
wird. In ihrem Oberlauf hat die Issel zwei Flussarme die als neue und
alte Issel unterschieden werden. Während es sich bei der alten Issel
noch weitgehend um einen natürlichen Flusslauf handelt, so ist die neue
Issel größtenteils ein von Menschenhand geschaffenes Konstrukt um
schnellstmöglich das Oberflächenwasser der Isselniederung abzuleiten.
Die gesamte Flussebene wird in ihrem nordöstlichen Bereich durch die
Dingdener Höhen, die am Beginn der westfälischen Hochebene stehen,
eingegrenzt. Zum Rhein hin, im südwestlichen Bereich, wird die
Isselniederung durch einen mächtigeren, und zur Lippe hin, im
südöstlichen Bereich durch einen schmaleren Flugsandrücken eingefasst.
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Google Ansicht Rheinaue:
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Die
Lippe entspringt als rechter Nebenfluss des Rheines am Westhang des
Eggegebirges und mündet nach 255 Kilometern Fließstrecke bei Wesel in
den Rhein. Hier am Zusammenfluss dieser beiden Flüsse unterscheidet sich
das Gewässerverlaufsprofil von heute erheblich von den Verhältnissen wie
sie die Römer vorfanden. Eine genaue Rekonstruktion der Römerzeitigen
Flussbette von Rhein und Lippe gestaltet sich durch die oftmaligen
Flussbettverlagerungen dieser Flüsse als schwierig. Für den Unterlauf
der Lippe kann man aber den damaligen Gewässerverlauf zwischen Wesel auf
der rechten, und Friedrichsfeld auf der linken Flussseite eingrenzen.
Der
Rhein wird mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit während der
letzten zehntausend Jahre zwischen dem Fürstenberg bei Xanten auf der
linken Rheinseite, und dem Flugsandrücken bei Flüren am rechten Ufer,
hin und her gependelt sein. Der Gewässerverlauf des römischen Rheins
bestand damals aus einer schwach mäandrierenden Hauptstromrinne die von
zahlreichen Seitenarmen begleitet wurde. Dabei existierten viele Inseln
innerhalb dieses Fußsystems. Eine Beschreibung des Rheines zur römischen
Zeit gibt uns der römische Geschichtsschreier Tacitus
Ann.II/6, „Denn der
Rhein, der bis dorthin (zur Insel der Bataver)
in einem einheitlichen Strombett fließt oder sich um kleine Inseln
herumwindet, teilt sich bei seinem Eintritt in das Bataverland gleichsam
in zwei Flüsse, aber behält auf der Germanischen Seite seinen Namen wie
auch seine Strömung bei, bis er sich mit dem Ozean vereinigt. An dem
gallischen Ufer fließt er breiter und ruhiger (mit geänderten Namen
nennen ihn die Bewohner Vahlis), dann vertauscht er auch diesen Namen
mit dem Flusse Mosa, und mit ihm zusammen mündet er in gewaltiger Breite
in den Ozean.“
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Die
Frage wo sich die Flüsse Lippe und Rhein in römischer Zeit miteinander
vereinigten ist derzeit noch umstritten. Während eine Gruppe die
damalige Lippemündung in der Höhe der heutigen, bei Wesel sieht, geht
eine andere davon aus, dass die Lippe weiter nordwestlich bei Flüren in
den Rhein mündete. Als ein Relikt der Alten Lippemündung wird vielfach
der Flürener Altrhein angesehen, der zwischen der Gravinsel und der
Flürener Halbinsel bis zum Rhein führt. Neuere Untersuchungen
identifizieren ihn hingegen als ehemaligen Seitenarm des Rheines, der
sein Hauptstrombett in frührömischer Zeit etwa einen Kilometer weiter
westlich der heutigen Lippemündung führte. Wie dem auch sei, die Lippe
müsste, da der Rhein vor etwa zweitausend Jahren in diesem Bereich ein
westlicher gelegenes Bett hatte, demzufolge auch die römerzeitliche
Lippemündung weiter nordwestlich in der Weseler Aue, innerhalb des
Bereiches der Flürener Schlinge, anzusiedeln sein.
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Höhenschichtkarte des unteren Niederrheines
Blauer Bereich 14-19
Meter über N.N.
Grüner Bereich 20-30
Meter über N.N.
Brauner Bereich ab
30 Meter über N.N.
Rot = Frührömischer
Rheinverlauf nach Klostermann
Rot unterbrochene
Linie mit Pfeil= Überflutungskanal in das Isselbruch
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Der
Rhein hatte zur damaligen Zeit keine so ausgeprägten Hochwasserspitzen
wie wir sie heute vorfinden. Allerdings mussten sich die Wassermassen
dennoch bei Hochwasser durch die Engstelle zwischen dem Fürstenberg und
der Flürener Halbinsel zwingen, wobei zu berücksichtigen ist, dass die
Stauchendmoräne des Fürstenberges vermutlich noch weiter als heute in
das Rheinvorland hineingeragt hatte, was die Durchflussbreite dieses
Gebietes zusätzlich verringerte. Die in diesem Bereich einmündende
Lippe, die oftmals zeitgleich Hochwasser führte, verschärfte die
Stausituation an dieser Engstelle zusätzlich. Während dieses erhöhten
Pegels wird nicht nur die gesamte Rheinvorland in diesem Gebiet
überflutet worden sein, sondern ein Teil des Hochwassers strömte durch
die Flürener Heide durch das Bett des heutigen Wolfstrangs, und ergoss
sich in die Isselniederung. Die Topographie des Gebietes von Flüren über
Diersfordt, Mehrhoog, Haldern bis nach Isselburg lässt eindeutig ein
ehemaliges Flussbett erkennen, welches sich im Gebiet von Anholt mit der
heutigen Issel vereinigt.
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Als die
Römer an den Niederrhein kamen, erkannten sie selbstverständlich, dass
die Lippe bei normalen Wasserständen in den Rhein einfloss. Aber
gleichzeitig sahen sie, dass durch diese Niederung in der Flürener Heide
bei gleichzeitigen Hochwasserspitzen von Lippe und Rhein,
Überflutungswasser in das Isselbruch eingeleitet, und dieses über die
Issel zur Ijssel abgeleitet wurde. Für die römischen Geographen stellte
sich dieses Flussbett unter diesen Voraussetzungen nicht als ein
Seitenarm des Rheines, sondern die Verlängerung oder Weiterführung der
Lippe dar. Diesen Fluss könnten sie in ihren Ortsangaben gleichfalls
auch als die Lippe (Lupia) angesehen haben. Aus diesem Grund belegten
die Römer die Issel auch nicht mit einem eigenständigen Namen, selbst
für die Oude Ijssel nicht, die sich immerhin auch schon in römischer
Zeit als ein großes, von den Römern als Schifffahrtsstraße dienendes,
Fließgewässer darstellte. Diese Tatsache würde einige derzeit
widersprüchlich aufgefasste Aussagen verschiedener antiker Autoren
erklären. So wurden Strabos Angaben über die geographischen Verhältnisse
in Germanien immer wieder in Abrede gestellt, weil er unter anderem
behauptete, dass die Lippe in die gleiche südlich- nördliche Richtung
wie die Ems und Elbe fließt. Nach heutiger Ansicht ist diese Angabe
natürlich falsch, da die Lippe nach Westen in den Rhein einmündet.
Sollte Strabo aber die Issel (Ijssel) als Fortsatz der Lippe gedeutet
haben, so würde er bei seiner Richtungsangabe Recht behalten.
Desgleichen würden seine Lokalisierungsversuche des Siedlungsgebietes
der kleinen Brukterer die nach seiner Angabe an der Lippe lebten, die
dann tatsächlich aber am Unterlauf der Ijssel siedelten, wieder Sinn
machen. Auch die Ortsangaben von Tacitus, das das Heer des Germanicus
das ganze Land zwischen Amisa und Lupia verwüsten ließ, würde eine
deutlichere Eingrenzung der historischen Stätten zulassen, denn die
Lippe und die Ems fließen nur in ihren Oberläufen in etwa parallel
zueinander. Tacitus hätte unter solchen Umständen besser vom Gebiet
zwischen Rhein und Ems als räumliche Abgrenzung schreiben können. Diese
Angaben haben aufgrund dieser Äußerung bisher auch zu den
unterschiedlichsten Interpretationen in der Schlachtortbestimmung
geführt. Und auch eine andere Aussage von Tacitus könnte ganz neu
gedeutet werden, denn er erwähnt für die Zeit des Germanicusfeldzuges,
ein an der Lippe angelegtes Lager. So hätte dieses Lager nach damaliger
Ansicht der Römer am einstmaligen Teil der Lippe und heutigen Issel
liegen können.
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